Richter 13 bis 14
Texte der Bibel genau lesen und nichts weglassen
Erst verlieben, dann verloben, so ergeht es auch Simson.
Der Klartext in Simsons Geschichte ist Grundlage für die Ausdeutung. Wir müssen ihn aufmerksam und konzentriert lesen, damit wir das Erzählte verstehen. Kein Detail darf ausgelassen werden, deshalb ist es auch notwendig, seine Vorgeschichte genau zu kennen. Simson wird ein Nasir sein, von Mutterleib an bis zu seinem Tod. Wenn wir diese Tatsache unter den Tisch fallen lassen, dann vergessen wir sie und betrachten den Text falsch. Ein Nasir ist rein und dient in dem Zustand seiner Reinheit Gott. Als Prinz kennt er die Etikette und weiß sich ordentlich zu bewegen und zu verhalten. Er hat sich einzig und allein an Gott gebunden, bis an sein Lebensende.
Simson geht nach Timnath und sieht ein Mädchen. Er geht anschließend zurück zu seinen Eltern und erzählt ihnen von seinem Ausflug in die Stadt. Er kommt auf die Philisterin zu sprechen und teilt Vater und Mutter mit, dass er das Mädchen heiraten möchte.
Sein Verhalten zeigt uns seine Vertrautheit mit den Eltern. Er kann über seine Empfindungen für das Mädchen sprechen, ohne von den Eltern barsch abgewiesen zu werden. Die Frage nach einer Frau aus dem eigenen Volk beantwortet er klug: Das Mädchen ist gerecht und aufrichtig in meinen Augen.
Was bedeutet der Ausdruck: in meinen Augen? Er wird gesagt, dass Simson als gehorsamer Junge, der zuvor eine gute Erziehung genossen hatte, jetzt die Dinge selbst beurteilen kann. Von den Eltern kommt kein Einwand. Vater und Mutter kennen ihren Sohn und wissen, wenn Simson die Philisterin als gerecht und aufrichtig bezeichnet, dann ist das auch so. Vater und Mutter sind in Bezug auf Simson über alle Zweifel erhaben. Es gibt keinen Anlass, seinen Worten und Taten zu misstrauen.
Das innige Verhältnis zu Vater und Mutter kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass sie ihren Sohn nach Timnath begleiten und der Vater mit dem Mädchen ins Gespräch kommt. Man lernt sich kennen und die Details der Verlobung werden besprochen.
Eine gute Erziehung, auf der Grundlage der Bibel, schafft gesunde und selbstbewusste Kinder. Das gemeinsame Gespräch gehört genauso dazu, wie auch die Forderung an die Kinder, auf die Eltern zu hören. Wenn an der Schwelle zum Erwachsenen die Kinder immer noch im vertraulichen Gespräch mit Vater und Mutter sind, dann haben die Eltern Grundsätzliches richtiggemacht.
Die Eltern erfahren nicht alle Dinge, die Simson erlebt, aber das ist auch nicht notwendig. Die brüllenden Löwen nehmen die Eltern sowieso nicht wahr, und das können sie auch nicht. Empfindungen und Gefühle können von niemandem gesehen werden, auch nicht von den Eltern, doch manchmal werden sie durch lachen oder weinen erkennbar.
Erst geht er allein zur Philisterin und später gemeinsam mit seinem Vater, der sich mit der Freundin des Sohnes unterhält. Unterdessen bereitet Simson ein Fest vor und feiert mit dreißig Kameraden eine Art Junggesellenparty. Zu Beginn des Festes gibt er seinen Freunden das Rätsel auf mit Aussicht auf einen Gewinn. Für jeden Kameraden ein Hemd und ein Wechselkleid. Weil gewinnen schon immer Spaß macht, lassen sich die Kameraden auf das Spiel ein und wollen sein Rätsel hören.
Richter 14,14
- Aus dem Fresser kam Fraß, und aus dem Starken kam Süßigkeit. (Elberfelder 1905)
- Speise ging von dem Fresser und Süßigkeit von dem Starken (Luther 1545)
- מֵ·הָֽ·אֹכֵל֙ יָצָ֣א מַאֲכָ֔ל וּ·מֵ·עַ֖ז יָצָ֣א מָת֑וֹק (masoretischcer Text)
Die Freude über einen Gewinn schwindet nach drei Tagen. Keiner der Freunde kann das Rätsel lösen. Nun drängen sie Simsons Verlobte und drohen ihr, entpuppen sich als Brandstifter. Warum handeln sie so? Sie sind arm, können und wollen den Wetteinsatz nicht liefern. Alle 30 dachten nur an ihren Erfolg, nicht aber, dass sie auch verlieren könnten und dann ein jeder sein Hemd und einzige Kleid an Simson abtreten müssen.
Wie wären sie dagestanden? Ganz einfach: Nackt! Mit Nichts bekleidet, so hätten sie beschämt vor Simson dagestanden, weil ein jeder von ihnen nur ein Kleid hatte.
Die Verlobte wird während der sieben Tage unsicher. Dass ihre eigenen Landsleute sie bedrohen ist für sie unfassbar und macht ihr Angst. Sie wendet sich an ihren Bräutigam, weinend fleht sie ihn an, ihr doch die Lösung des Rätsels zu verraten. Simson stellt ihr eine Frage, auch sie ist rhetorisch zu verstehen: Ich habe es meinen Eltern nicht erzählt, und dir soll ich es verraten? Es kann nur eine Antwort darauf geben: "Ja, natürlich! Nur dir will ich mein Geheimnis kundtun!" Warum nur ihr? Weil sie der Gegenstand seiner Liebe ist, um ihretwillen hat Simson dem Löwen widerstanden, ihn in der Luft, mit nichts in der Hand, zerrissen.
Am siebten Tag erklärt Simson seiner Braut das Rätsel und sie verrät es den Männern ihres Volkes. Kurz vor Toresschluss und ungeniert stellen sich die Gesellen vor Simson hin und fragen frech: Was ist süßer als Honig? Und was ist stärker als der Löwe? Die Männer haben das Rätsel nicht gelöst, sondern erpresst. Sie sind sich der richtigen Antwort dennoch nicht sicher und formulieren die Lösung des Rätsels mit einer Frage.
Simson erkennt ihr niederträchtiges Verhalten und trotzdem besorgt er ihnen in Asklon den Wetteinsatz, indem er 30 Männer erschlägt und ihnen die Gewänder nimmt; den Kameraden, die ihm das Rätsel kuntaten, gab er Wechselkleider. Das Simson trotz des Betruges seinen Wetteinsatz liefert zeigt uns: er bezahlt seine Wettschulden, obwohl er, bei genauerer Untersuchung, bei den 30 Freunden gar nicht in der Schuld steht.
Warum mussten 30 Männer sterben? Und warum nimmt er ihnen die Gewänder weg, wenn doch seine Kameraden Wechselkleider bekommen? Eine befriedigende Antwort kann nur der hebräische Text liefern. Das Wort Gewänder steht dort nicht, sondern: "er erschlug dreißig Mann, wegen ihrer Verdorbenheit". Das ist nur aus der Sicht des Neuen Testaments zu verstehen. Die 30 Mann in Askalon deuten auf die geistlichen Mächte der Bosheit. Sie sind nicht nur schlecht, sondern durch und durch verdorben. Der Messias hat einen Triumph über die 30 gehalten. Aber die 30 Männer stehen auch für die 30 Männer, die an seinem Fest teinahmen. Sie erhalten aber nicht die besudelte und verdorbene Kleidung der Männer aus Askalon, deren Gewänder ein Symbol für Sünde darstellen, sondern sie bekommen Wechselkleider geschenkt. Wechselkleider stehen für den Reichtum, den der Messias erworben hat.
Die Kameraden Simsons gehören nun zu den wirklich Reichen und besitzen jetzt die Chance, ewiges Leben zu erhalten. Die dreißig Männer müssen die Wechselkleider nur noch anziehen, dazu müssten sie sich aber vorher der abgewetzten Kleidung entledigen und die weißen Gewänder anziehen, die sie noch nicht erhalten haben.
Ob sie den Reichtum Simsons für sich persönlich annehmen? Wenn der Tod der 30 Männer Askalons auch ihr Tod bedeutet, dann haben sie auch weiße Gewänder, denn der Herr hat ihnen dann die schmutzigen Kleider ausgezogen und neue angezogen.
Nun geht es hier zur Erklärung und Bedeutung der Hapax Legomena.