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Textus receptus oder doch Nestle Aland?

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  Textus receptus oder doch Nestle Aland

Immer wieder sind wir herausgefordert, den ursprünglichen Text zu erkennen. Es ist daher gut, dass wir verschiedene Texttraditionen und den wissenschaftlichen Text zum Vergleich haben. In der Regel sind die Abweichungen gering und nehmen nichts vom Wahrheitsgehalt der Bibel weg. Dennoch ist es spannend herauszufinden, welche Variante die bessere und wahrscheinlich die ursprüngliche ist. Die entdeckten Details sind sozusagen das Salz in der Suppe.

Heute sehen wir uns einen Vers aus Johannes 9 an, das Kapitel erzählt von der Heilung eines blindgeboren Menschen. Die Elberfelder Bibel und auch Martin Luther übersetzten nach dem Textus receptus:
Elberfelder 1905
Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten; und als er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes?
Luther 1545
Es kam vor Jesum, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und da er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubest du an den Sohn Gottes?

Drei griechische Textvarianten; die relevanten Terme werden in Fettdruck angezeigt.

Textus receptus ¹       
Ἤκουσεν ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἐξέβαλον αὐτὸν ἔξω, καὶ εὑρὼν αὐτὸν, εἶπεν αὐτῷ, Σὺ πιστεύεις εἰς τὸν υἱὸν τοῦ Θεοῦ;

Nestle Aland 28 ²       
Ἤκουσεν Ἰησοῦς ὅτι ἐξέβαλον αὐτὸν ἔξω καὶ εὑρὼν αὐτὸν εἶπεν· σὺ πιστεύεις εἰς τὸν υἱὸν τοῦ ἀνθρώπου;

Robinson Pierpont ³    

Ἤκουσεν ὁ Ἰησοῦς ὅτι ἐξέβαλον αὐτὸν ἔξω, καὶ εὑρὼν αὐτὸν, εἶπεν αὐτῷ, Σὺ πιστεύεις εἰς τὸν υἱὸν τοῦ Θεοῦ;

(¹) Textus receptus von 1550 (Stephanus), Bibelprogramm TheWord
(²) Nestle Aland Ausgabe 28 (digitale Version)
(³) Maurice A.  Robinson und William G. Pierpont von 2018 - Druckversion

Nach welchen Kriterien haben wir entschieden? Eigentlich wollten wir etwas ganz anderes wissen und zwar: Wie oft kommt im griechischen Grundtext das Wort Gott, griechisch Θεος, vor. Dabei erhielten wir, je nach Textvariante, bei der Auszählung unterschiedliche Ergebnisse.

Insgesamt liefert Nestle Aland genau 700 Treffer (gezählt mit dem Bibelprogramm TheWord), wobei der Vers aus Joh. 9,35 in der Liste fehlt. Wir schauten nach und stellten fest, dass dort „Sohn des Menschen“ steht und nicht „Sohn Gottes“. Nun galt es, die Geschichte des Blindgeborenen zu untersuchen. Kapitel 9,1 beginnt mit Worten: „Und als er - Jesus - vorüberging, sah er einen Menschen, blind von Geburt an.“ Jesus sieht einen Menschen. In Vers 11 soll sich der nun Sehende erklären. Er antwortet den Leuten: „Ein Mensch, genannt Jesus, bereitete einen Brei und salbte damit meine Augen …

In Vers 16 lesen wir: Da sprachen etliche von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbath nicht. In Vers 24 heißt es dann: Sie riefen nun zum zweiten Male den Menschen, der blind war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. In Vers 30 lesen wir vom Blindgeborenen: Der Mensch antwortet und sprach zu ihnen. Hierbei ist es doch wunderbar, dass ihr nicht wisset, woher er ist, und er hat doch meine Augen aufgetan.

In diesem Vers (Vers 30) wird das Wort zum siebten Mal erwähnt. Die Zahl sieben steht für Vollendung, d.h., etwas kommt zum Abschluss. Wenn das Wort Mensch, griechisch Anthropos) zum achten Mal erwähnt wird, beginnt etwas Neues. Und so beginnt in Vers 35 tatsächlich etwas Neues. Nochmals Vers 35: Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten; und als er ihn fand, sprach er zu ihm: „Glaubst du an den Sohn des Menschen?“ Der Text darf gar nicht lauten: Gottes Sohn, denn das würde den Blindgeborenen in dieser Phase verwirren, deshalb spricht Jesus fast zärtlich zu ihm:  „Du hast ihn gesehen (den Menschen), und der mit dir redet (der Sohn des Menschen), der ist es.“

Johannes 9 richtet sich prophetisch an Juden in der Endzeit, denn auch heute ist ihnen der sprachliche Ausdruck „Sohn des Menschen“ vertraut. Sie wissen, dieser Titel gebührt dem Messias.


Zusammenfassung
700 Mal wird das Wort Theos für Gott im griechischen Grundtext desNeuen Testaments verwendet. Die Zahl sieben steht für Vollständigkeit.
Acht Mal wir das Wort Mensch – Anthropos – in Johannes 9 verwendet und beim achten Mal beginnt für den Blindgeborenen  der Neufang. Es ist der Glaube and den „Sohn des Menschen“,  wie er im Alten Testament verheißen wurde.

Gott hat schon vor  Jahrzehnten mit Israel den Neuanfang begonnen, das lässt sich auch aus dem zunehmenden Einfluss jüdischer Christen auf die gesamte weltweite Gemeinde erkennen. Wir sprechen nur von den Christen, wie Amir Tsarfati, Daniel Yahav, George Whitten, Aviel Schneider uvm., die sich nicht absondern, sondern echte Gemeinschaft mit Christen in aller Welt pflegen. Nicht sprechen wir von jüdischen Rabbis und auch christlichen Gelehrten, die gekünstelt „aus jüdischer Sicht“ zu predigen pflegen, um das wahrhaft christliche Glaubensgut aufzuweichen und uns wieder unter das Gesetz bringen wollen, wie z.B. unter die sieben noachidischen Gesetze.

Wenn Jesus in Vers 39 sagt: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, dann will er zweierlei Dinge damit sagen:
  • Ich bringe das Schwert, das die Nichtsehenden von den Sehenden trennt.
  • Die Nichtsehenden sollen sehend werden und die Sehenden blind.

Das gilt vor allem für die Gelehrten oder solche, die sich dafür halten. Die Trennung vollzieht sich vor unseren Augen messerscharf nicht nur unter den Juden, sondern auch durch das gesamte christliche Zeugnis, dadurch wird offenbar, wir sind wirklich in der Endzeit angekommen.  



Berlin, den 25. September 2024  





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