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Ich habe es mir nicht ausgesucht

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Ich habe es mir nicht ausgesucht

  Eine Vorgeschichte der besonderen Art
               zum Simson-Project
Es geschah 2014. In unseren Bibelstunden waren die Richter das Thema, wir gingen von Kapitel zu Kapitel. In dieser Zeit fiel im Versammlungslokal die Heizung aus. Per Telefon wurde ich von einer Schwester rechtzeitig darüber informiert, dass "am kommenden Sonntag die Stunden ausfallen" und so fuhr ich am nächsten Sonntag in eine der umliegenden Versammlungen. Dieser Sonntagvormittag war etwas ganz besonderes, was nicht nur mir auffiel. Es war, als wäre der Herr tatsächlich unter uns. Ähnliches hatte ich erlebt, als ich 20 Jahre zuvor Nachdienste übernahm, keine große Arbeit, nur drei Kontrollgänge in der Nacht. Nach dem ersten Rundgang begab ich mich zurück in das spärlich ausgestattete Zimmerchen. Dort stand ein Bett und ein Nachttisch und ein kleines Wandregal mit einer handvoll Bücher und einer schwergewichtigen Elberfelder Bibel aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Unmittelbar vor dem Schlafengehen las ich darin. Es lässt sich schwer beschreiben was beim Lesen geschah und es geschah immer. Sobald ich die Bibel aufschlug und las wurde es wundersam in dem Raum. Das erste Mal achtete ich nicht darauf, beim nächsten Mal fragte ich mich dann aber schon: "Was ist das?" Es gab, wie schon gesagt, auch andere Bücher. Las ich eines von diesen, geschah nichts dergleichen. An eines der Bücher erinnere ich mich gut, sogar an den Titel: „Über allem steht der Herrgott,“ darin berichtet ein katholischer Arzt auf spannende und unterhaltsame Weise aus seinem Leben. Nun, irgend wann später erinnerte ich mich, dass ich genau die gleiche Atmosphäre erlebt hatte, wenn ich im Elternhaus oder auch an anderen Orten mal wieder im Buch Esther las.

Die Nachtdienste endeten abrupt durch Verleumdungen durch die Leitung. Einige Jahre später, ich befand mich auf Besuch bei lieben Christen, las ich ein Büchlein, das ich aus deren kleinen Bibliothek, entlieh. In der Geschichte wird die wundersame Bekehrung eines Jungen aus jüdischem Elternhaus beschrieben, der, weil er an Jesus festhielt, aus seinem Elternhaus geworfen wird. Und da war es wieder, die wundersame Atmosphäre. Beim Lesen dieses Büchleins hatte ich einen derart starken Eindruck, dass nicht nur der Eindruck auf mich wirkte, sondern sich gleichzeitig die Sehnsucht verstärkte, die Juden mögen doch das Evangelium meines Herrn Jesus annehmen. Und wieder vergingen Jahre, bis wir das Jahr 2013 schrieben. Während einer Bibelstunde tobte draußen ein Sommersturm, was nichts besonderes ist. Doch ich empfand, dieser Sturm ist ein Warnsignal an die Versammlung. Einige Monate später und damit sind wir wieder bei unserem Heizungsausfall angekommen, wusste ich, auch den Ausfall hat Gott bewirkt.   

Die darauffolgenden Bibelstunden fanden wieder im eigenen Versammlungslokal statt und wir sprachen in einer der Stunden von Jephta. Die Interpretationen und deren „Anwendung“ (ich mochte das Wort nie), riefen in mir einen Protest hervor, den ich einem Bruder auch mitteilte. Ich sagte in etwa: „Hier wird von Jesus gesprochen.“ Der Bruder prustete, drehte den Kopf weg und das Gespräch war zu Ende. Bald darauf stand Simson auf ihrer Abschussliste und das empörte mich der Art, dass ich über das Gesagte wütend nach Hause ging.


Simsons-Project
Wann immer ich als Teenager die Geschichte Simsons las, war ich von der Erzählung fasziniert, fragte mich aber jedesmal, warum Simson nicht erkennen konnte, dass Delila ihn den Feinden ausliefern wird. Ich musste mich immer wieder zwingen, die Geschichte bis zum bitteren Ende zu lesen, weil, vom dem Unheil wissend, ich mich weigerte, das unglückliche Ende nochmals mitzuerleben. Nun denn, nach besagter Bibelstunde war ich wütend und ich nahm mir vor, den Text genauestens unter die Lupe zu nehmen. Noch am gleichen Abend begann ich mit den Untersuchungen, und sie sollten mein ganzes Leben und die Sichtweise auf das Wort Gottes völlig umkrempeln.

Drei Tage saß ich am Text von Richter 14, bis das geschah, was meine Erlebnisse der Vergangenheit noch toppen sollte. Vor mir auf meinem Schreibtisch mein geliebter Mac-Top. Es liefen ein Textverarbeitungsprogramm und die Bible Software TheWord, weitere Lexika in Buchform lagen griffbereit in Reichweite. Plötzlich ging das Licht an, aber nicht an der Decke, sondern am Computer und das ohne Lampe. Rund um meinen kleinen Mac, gleichwie eine festmontierte Leuchtstoffröhre, leuchtete von der äußeren Umrandung des Geräts her Licht. „Das ist technisch nicht möglich“, schoss es mir durch den Kopf.

Ich sinnierte weiter: „Das Gerät steht auf einem Coolpad“, weil mir die Tasten zu heiß geworden waren, „aber die Lüfter, drei an der Zahl, die können kein Licht produzieren“. Es gab für mich keine sinnvolle Erklärung. Man mag es kaum glauben, doch während ich über das Phänomen nachdachte, geschah ein Zweites. Ich sah einen Arm, ganz aus Glas. Und immer noch nicht alles, des Weiteren sah ich ein Buch, ebenfalls aus Glas. Nach einer kurzen Weile streckte sich der Arm etwas vor und blätterte mit der Hand in Leserichtung eine Seite um. Wie lange die Vision dauerte, weiß ich nicht, vielleicht  20 Sekunden. Was mir aber sofort klar wurde, war dies, ich darf den Text mit meinem Herzen beurteilen. Ergänzend sollte ich noch hinzufügen, dass das Buch oberhalb des Laptops ruhte. Alle Dinge, wie Schreibtisch, Regal und auch die Wand, blieben für mich klar und deutlich sichtbar, auch während des Umblätterns.

Was mich für einen kurzen Moment in Unruhe versetzen wollte, war die Bewegung des Armes hin zum Buch. Weil die Hand nur eine Seite umblätterte, verschwand die Unruhe völlig. Nach der Vision setzte ich seelenruhig meine Arbeit fort. Aber was heißt nach diesem Erlebnis schon fortsetzen?  Ich verwarf meine ersten Aufzeichnungen und begann ganz von vorne. Nach einer Weile, alle guten Dinge sind drei, verwarf ich auch die Skizzen des zweiten Anlaufs. Den Grund für einen dritten Start lieferte mir Richter 14,3, dort heißt es: Und sein Vater und seine Mutter sprachen zu ihm: Ist unter den Töchtern deiner Brüder und unter meinem ganzen Volk kein Weib, dass du hingehst, ein Weib zu nehmen von den Philistern, den Unbeschnittenen? Und Simson sprach zu seinem Vater: Diese nimm mir, denn sie ist recht in meinen Augen.

Was ich in diesem Vers entdeckte, war eine Sensation. Als ich zum nächsten Vers kam, stockte ich, weil er der Entdeckung zuwider lief; jetzt hatte ich ein nicht geringes Problem. Nachdem ich die Lösung fand und verstand, lief alles fast wie von selbst. Gleich dem Dominoeffekt fielen die Steine einer nach dem anderen, allerdings nach meinem Rhythmus. In einem Zeitraum von über 5 Monaten erarbeitete ich das Rätsel nach allen Regeln der Kunst, bei einem täglichen Arbeitspensum von bis zu 16 Stunden. Es war eine Mammutaufgabe, von der ich heute noch sagen kann, dass sie mein Herz erfüllt und mir immer wieder überaus große Freude bereitet, wenn mir das Rätsel in Erinnerung kommt. Wann immer ich mich mit der Geschichte Simsons beschäftige, sehnt sich mein Herz nach dem, der mich liebt. Mit der Lösung des Rätsels hat mir der Herr ein ganz großes Geschenk gemacht.  

Berlin, den 11. April 2022








© Copyright  H. Randy Rohrer


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