Das Opfer der Nationen - Römer 15,16
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Kommentar zu Römer 15,16 - Das Opfer der Nationen
Ich habe aber zum Teil euch freimütiger geschrieben,
um euch zu erinnern, wegen der Gnade, die mir von
Gott gegeben ist, um ein Diener Christi Jesu zu sein
für die Nationen, priesterlich dienend am Evangelium
auf dass das Opfer der Nationen angenehm werde,
geheiligt durch den Heiligen Geist.
Was ist das Opfer der Nationen? – Römer 15,15-16
Ich habe aber zum Teil euch freimütiger geschrieben, um euch zu erinnern, wegen der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, um ein Diener Christi Jesu zu sein für die Nationen, priesterlich dienend an dem Evangelium Gottes, auf daß das Opfer der Nationen angenehm werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.
Roger Liebi versteht die Opfer als die beiden Brote, die zu Pfingsten dem Herrn dargebracht wurden, doch das kann schwerlich sein, weil Paulus sich erst viele Jahre später bekehrte, lange nachdem sich das erste Pfingsten in Jerusalem ereignet hatte. Außerdem heißt es im Text, dass es die Opfer der Nationen sind und nicht ein Opfer, das Paulus Gott darbringt. Roger, einfach nochmal in den Text schauen. Was es mit den beiden Broten auf sich hat, werden wir gesondert behandeln. In diesem Skript beschäftigen wir uns mit den Opfern. Paulus dient priesterlich, dass heißt:
- er betet für alle Gemeinden,
- er predigt das Evangelium und
- er belehrt, auch schriftlich, damit das Opfer der Nationen wohlannehmlich werde. (Wie auch wir, die Autoren, es tun, auf dass auch das Opfer der exklusiven Gemeinden wohlannehmlich werde.)
Beim Gebet (auch dem unsrigen) handelt sich um den vornehmsten Teil des priesterlichen Dienstes. Vor Gott zu treten und für andere im Gebet einzutreten ist für den Herrn etwas Liebliches. Das sehen wir bei Moses und auch an Jesus. Während unseres Studiums des Textes stellten wir fest, die Sorgen des Paulus sind durchaus berechtigt, denn das Opfer kann tatsächlich unheilig sein.
Was ist sind nun die Opfer der Nationen? Die Frage lässt sich nur durch das griechische Wort für wohlannehmlich beantworten, deshalb nehmen wir es auch gleich unter die Lupe, damit die Frage sachgemäß beantwortet wird. Das griechische Wort für wohlannehmlich lautet εὐπρόσδεκτος (euprosdektos) und bedeutet:
G2144 εὐπρόσδεκτος euprosdektos - Adjektiv1. gut aufgenommen, d.h. gebilligt, günstig,2. gut annehmbar;Ableitungen von G2095 und G4327.
Das Wort ist ein Adjektiv, d.h., das Opfer soll so beschaffen sein, dass es von Gott angenommen werden kann. Die Wortwurzeln erklären uns, was wir tun müssen, damit es für Gott annehmbar wird und auch bleibt. Die Vorsilbe euprosdektos lautet eu und wird übersetzt mit gut. Was aber bedeutet gut im Fall des Opfers? Durch die Herleitung des zweiten Wortteils erfahren wir, wie das Opfer wohlannehmlich gemacht wird. Das Adjektiv euprosdektos leitet sich ab von dem Verb prosdechomai προσδέχομαι und das erklärt, wie wir vorzugehen haben:
1. hereinlassen, einräumen, zugeben, anerkennen:zum Dialog, zur Gastfreundschaft und im Vertrauen;2. im übertragenen Sinn bedeutet es: aushalten -und zwar im Sinne von erwarten, in Vertrauen, in Geduld.Ableitungen von G4314 und G1209
Das ist, was wir tun sollen: Fremde hereinlassen und das nicht nur zum Dialog, sondern auch unsere Gastfreundschaft an ihnen unter Beweis stellen. Aber bereits bei der Dialogbereitschaft hapert es. Wir sprechen jetzt nicht von solchen, die die Lehre des Christus nicht bringen, sondern von jenen, die uns zwar von Angesicht unbekannt sind, aber als Christen in unsere Gemeinde, das ist das Haus, zu Gast sind. Lassen wir sie reden und sich an unseren Zusammenkünften beteiligen, dabei gilt immer noch: Lasst zwei oder drei reden, die anderen urteilen. Das schließt aus, dass die Redenden urteilend antworten und es dadurch zu Wortgefechten kommt. Die Zuhörenden bilden zwar die schweigende Mehrheit, aber genau diese ist es, die urteilen soll. Das macht Mühe, aber es lohnt sich, wenn man sich selbst mit dem Wort beschäftigt und zwar ohne dass man menschliche Überlieferungen zu Rate zu zieht. Mit der Zeit wird es aber allen offenbar. Zudem sind wir aufgefordert, auch die Fremden am Abendmahl teilnehmenzulassen, denn tun wir es nicht, wird das Lob- und Dankopfer unheilig.
Die Aufnahme Fremder sollen und dürfen wir im Vertrauen auf ihr Zeugnis vornehmen und dabei geduldig bleiben, ja, wir sollen sogar Dinge aushalten, das gilt besonders beim Abendmahl, damit die Opfergabe der Opfernden vor Gott wohlannehmlich wird. Selbst Unterschiede sollen und müssen wir aushalten können, das gilt doch schon innerhalb der Gemeinde, denn wo das Wort des Einen bereits in den Bibelstunden verächtlich gemacht wird, hat der Heilige Geist keine Möglichkeit, das Opfer zu heiligen.
Wir sind noch nicht ganz fertig mit den Ableitungen. Auch das Wort prosdechomai setzt sich aus zwei Begriffen zusammen, aus der Vorsilbe pros und dem Wort dechomai. Pros bedeutet u.a.: hinzu, zu, neben, unter, für usw. Das Wort dechomai lässt sich übersetzen mit: empfangen, annehmen, aufnehmen; es handelt sich um eine Verbform, die zwischen dem Aktiv und dem Passiv steht. In unserem Fall ganz vereinfacht ausgedrückt: Wenn wir – aktiv - Fremde aufnehmen, dann empfangen wir – passiv.
Deshalb sagt Paulus: der Gastfreundschaft vergesset nicht. Und der Apostel Johannes freut sich, wenn er Gajus schreibt: Geliebter, treulich tust du, was irgend du an Brüdern, und zwar an Fremden, getan haben magst. Das gilt besonders für einmalige Besuche, deshalb schreibt Johannes: Du wirst wohltun, wenn du sie auf eine gotteswürdige Weise geleitest, d.h. sie verabschiedest. Und zum Abschluss noch zwei Zitate von unserem Herrn selbst: „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Matth.10,40 Und in Joh. 13,20 lesen wir: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer aufnimmt, wen irgend ich senden werde, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesagt hat.“
Kurz zusammengefasst:
Das Opfer der Nationen ist die Abendmahlsfeier in Verbindung mit unserem Dank und Lob. Daher lieber Roger, einfach nochmals in den Text reingehen.
Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, bewahre eure Herzen und Sinne.
Berlin, den 22. Mai 2023
P.S.: Lassen wir unsere Opfer nicht wohlannehmlich machen, dann hat das Folgen, die der Herr in Off. 3.14 und in Maleachi 1,7 beschreibt. Hätten wir, die Autoren, die Möglichkeit, dann würden wir z.Zt. noch Folgendes tun: Maleachi 1,10. Mit Tränen beenden wir das Skript.
© Copyright H. Randy Rohrer
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