Das erste Buch der Könige
Kapitel 5
Und Naaman, der Heeroberste des Königs von Syrien, war ein
großer Mann vor seinem Herrn und angesehen; denn durch ihn hatte Jahwe den
Syrern Sieg gegeben; und der Mann war ein Kriegsheld, aber aussätzig.
Und die Syrer waren in Streifscharen ausgezogen und hatten
aus dem Lande Israel ein junges Mädchen gefangen weggeführt, und sie war vor
dem Weibe Naamans.
Und sie sprach zu ihrer Herrin: Ach, wäre doch mein Herr vor
dem Propheten, der zu Samaria wohnt! Dann würde er ihn von seinem Aussatz heilen.
Und Naaman ging und berichtete es seinem Herrn und sprach: So
und so hat das Mädchen geredet, das aus dem Lande Israel ist.
Da sprach der König von Syrien: Geh, ziehe hin, und ich will
an den König von Israel einen Brief senden. Und er ging hin und nahm mit sich
zehn Talente Silber und sechstausend Sekel Gold und zehn Wechselkleider.
Und er brachte den Brief zu dem König von Israel, und er
lautete also: Und nun, wenn dieser Brief zu dir kommt, siehe, ich habe meinen
Knecht Naaman zu dir gesandt, dass du ihn seinem Aussatz heilest.
Und es geschah, als der König von Israel den Brief gelesen
hatte, da zerriss er seine Kleider und sprach: Bin ich Gott, um zu töten und
lebendig zu machen, dass dieser zu mir sendet, einen Mann von seinem Aussatz zu
heilen? Aber fürwahr, erkennet doch und sehet, dass er einen Anlass an mir sucht!
Und es geschah, als Elisa, der Mann Gottes, hörte, dass der
König von Israel seine Kleider zerrissen hatte, da sandte er zu dem König und
ließ ihm sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen? Lass ihn doch zu mir
kommen, und er soll erkennen, dass ein Prophet in Israel ist.
Und Naaman kam mit seinen Rossen und mit seinen Wagen, und
hielt am Eingang des Hauses Elisas.
Und Elisa sandte einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Gehe
hin und bade dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder werden,
und du wirst rein sein.
Da wurde Naaman zornig und zog weg; und er sprach: Siehe,
ich hatte gedacht: Er wird gewisslich zu mir herauskommen und hintreten und den
Namen Jahwes, seines Gottes, anrufen und wird seine Hand über die Stelle
schwingen und so den Aussätzigen heilen.
Sind nicht Abana und Parpar, die Flüsse von Damaskus, besser
als alle Wasser von Israel? Kann ich mich nicht darin baden und rein werden? Und
er wandte sich und zog weg im Grimm.
Da traten seine Knechte herzu und redeten zu ihm und sprachen:
Mein Vater, hätte der Prophet etwas Großes zu dir geredet, würdest du es nicht
tun? Wieviel mehr denn, da er zu dir gesagt hat: Bade dich, und du wirst rein
sein!
Da stieg er hinab und tauchte sich im Jordan siebenmal
unter, nach dem Worte des Mannes Gottes. Da wurde sein Fleisch wieder wie das
Fleisch eines jungen Knaben, und er war rein.
Und er kehrte zu dem Manne Gottes zurück, er und sein ganzer
Zug, und er kam und trat vor ihn und sprach: Siehe doch, ich erkenne, dass es
auf der ganzen Erde keinen Gott gibt, als nur in Israel! Und nun nimm doch ein
Geschenk von deinem Knecht.
Aber er sprach: So wahr Jahwe lebt, vor dessen Angesicht ich
stehe, wenn ich es nehmen werde! Und er drang in ihn, es zu nehmen; aber er
weigerte sich.
Da sprach Naaman: Wenn nicht, so werde doch deinem Knecht
die Last eines Maultiergespannes Erde gegeben; denn dein Knecht wird nicht mehr
anderen Göttern Brandopfer und Schlachtopfer opfern, sondern nur Jahwe.
In diesem Stücke wolle Jahwe deinem Knecht vergeben: Wenn
mein Herr in das Haus Rimmons geht, um sich daselbst niederzubeugen, denn er
lehnt sich auf meine Hand, und ich beuge mich nieder im Hause Rimmons, ja, wenn
ich mich niederbeuge im Hause Rimmons, so möge doch Jahwe deinem Knechte in
diesem Stücke vergeben!
Und er sprach zu ihm: Gehe hin in Frieden. Und er zog von
ihm weg eine Strecke Landes.
Da sprach Gehasi, der Knabe Elisas, des Mannes Gottes:
Siehe, mein Herr hat Naaman, diesen Syrer, verschont, dass er nicht aus seiner
Hand genommen, was er gebracht hat; so wahr Jahwe lebt, wenn ich ihm nicht
nachlaufe und etwas von ihm nehme!
Und Gehasi eilte Naaman nach. Und als Naaman sah, dass er
ihm nachlief, sprang er von dem Wagen herab, ihm entgegen, und sprach: Steht es
wohl?
Und er sprach: Es steht wohl. Mein Herr sendet mich und lässt
dir sagen: Siehe, eben jetzt sind vom Gebirge Ephraim zwei Knaben von den
Söhnen der Propheten zu mir gekommen; gib ihnen doch ein Talent Silber und zwei
Wechselkleider.
Und Naaman sprach: Lass es dir gefallen, nimm zwei Talente.
Und er drang in ihn und band zwei Talente Silber in zwei Beutel, und zwei Wechselkeider,
und gab es zweien seiner Knaben; und sie trugen es vor ihm her.
Als er aber an den Hügel kam, nahm er es aus ihrer Hand und
brachte es im Hause unter; dann entließ er die Männer, und sie gingen weg.
Er aber ging hinein und trat vor seinen Herrn. Da sprach
Elisa zu ihm: Woher, Gehasi? Und er sprach: Dein Knecht ist weder dahin noch dorthin
gegangen.
Und er sprach zu ihm: Ging mein Herz nicht mit, als der Mann
sich von seinem Wagen herab dir entgegenwandte? Ist es Zeit, Silber zu nehmen
und Kleider zu nehmen, und Olivenbäume und Weinberge, und Kleinvieh und Rinder,
und Knechte und Mägde?
So wird der Aussatz Naamans an dir haften und an deinem
Samen ewiglich. Und er ging von ihm hinaus, aussätzig wie Schnee.