Das Buch Hiob
Kapitel 34
Und Elihu hob wieder an und sprach:
Höret, ihr Weisen, meine Worte, und ihr Kundigen, gebet mir
Gehör!
Denn das Ohr prüft die Worte, wie der Gaumen die Speise
kostet.
Erwählen wir für uns, was recht, erkennen wir unter uns, was
gut ist!
Denn Hiob hat gesagt: Ich bin gerecht, und Gott hat mir mein
Recht entzogen.
Trotz meines Rechtes soll ich lügen; meine Wunde ist
unheilbar, ohne dass ich übertreten habe. -
Wer ist ein Mann wie Hiob, der Hohn trinkt wie Wasser,
und in Gesellschaft geht mit denen, die Frevel tun, und
wandelt mit gottlosen Menschen?
Denn er hat gesagt: Keinen Nutzen hat ein Mann davon, dass
er Wohlgefallen an Gott hat!
Darum höret mir zu, ihr Männer von Verstand! Fern sei Gott
von Gesetzlosigkeit, und der Allmächtige von Unrecht!
Sondern des Menschen Tun vergilt er ihm, und nach jemandes
Wege lässt er es ihn finden.
Ja, wahrlich, Gott handelt nicht gesetzlos, und der
Allmächtige beugt nicht das Recht.
Wer hat ihm die Erde anvertraut? Und wer den ganzen Erdkreis
gegründet?
Wenn er sein Herz nur auf sich selbst richtete, seinen Geist
und seinen Odem an sich zurückzöge,
so würde alles Fleisch insgesamt verscheiden, und der Mensch
zum Staube zurückkehren.
Und wenn du doch dieses einsehen und hören, der Stimme meiner
Worte Gehör schenken wolltest!
Sollte auch herrschen, wer das Recht hasst? Oder willst du
den Allgerechten verdammen?
Sagt man zu einem König: Belial, zu Edlen: Du Gottloser? -
Wieviel weniger zu ihm, der die Person der Fürsten nicht
ansieht und den Reichen nicht vor dem Armen berücksichtigt! Denn sie alle sind
das Werk seiner Hände.
In einem Augenblick sterben sie; und in der Mitte der Nacht
wird ein Volk erschüttert und vergeht, und Mächtige werden beseitigt ohne Hand.
Denn seine Augen sind auf die Wege des Menschen gerichtet,
und er sieht alle seine Schritte.
Da ist keine Finsternis und kein Todesschatten, dass sich
darein verbergen könnten, die Frevel tun.
Denn er braucht nicht lange auf einen Menschen acht zu
geben, damit er vor Gott ins Gericht komme.
Er zerschmettert Gewaltige ohne Untersuchung, und setzt
andere an ihre Stelle.
Daher kennt er ihre Handlungen, und kehrt sie um über Nacht;
und sie werden zermalmt.
Er schlägt sie, wie Übeltäter, auf öffentlichem Platze,
darum dass sie von seiner Nachfolge abgewichen sind und alle
seine Wege nicht bedacht haben,
um zu ihm hinaufdringen zu lassen das Schreien des Armen,
und damit er das Schreien der Elenden höre.
Schafft er Ruhe, wer will beunruhigen? Und verbirgt er das
Angesicht, wer kann ihn schauen? So handelt er sowohl gegen ein Volk, als auch
gegen einen Menschen zumal,
damit der ruchlose Mensch nicht regiere, damit sie nicht
Fallstricke des Volkes seien.
Denn hat er wohl zu Gott gesagt: Ich trage meine Strafe, ich
will nicht mehr verderbt handeln;
was ich nicht sehe, zeige du mir; wenn ich Unrecht verübt
habe, so will ich es nicht mehr tun? -
Soll nach deinem Sinne er es vergelten? Denn du hast seine
Vergeltung verworfen, und so mußt du wählen, und nicht ich; was du weißt, reden
denn!
Männer von Verstand werden zu mir sagen, und ein weiser
Mann, der mir zuhört:
Hiob redet nicht mit Erkenntnis, und seine Worte sind ohne
Einsicht.
Ach, dass doch Hiob fort und fort geprüft würde wegen seiner
Antworten nach Frevler Art!
Denn er fügt seiner Sünde Übertretung hinzu, klatscht unter
uns in die Hände und mehrt seine Worte gegen Gott.